Zur Person

Die Dortmunder Oper war Ausgangspunkt seiner Karriere und blieb Drehscheibe seines künstlerischen Wirkungskreises. In seinen Jugenträumen war bereits beschlossen, daß er ein Sängerknabe werden wollte. Im sauerländischen Arnsberg, wo er am 29. November 1934 geboren wurde, sang er schon als Gymnasiast noch mit glockenreinem Sopran. Nach dem Stimmbruch übertrug man ihm für eine Schüleraufführung die Partie des Sarastro in Mozart’s „Zauberflöte“. Das gefiel so sehr, daß der Musiklehrer ihm als Obersekundaner riet, seine Stimme ausbilden zu lassen. Professor Johannes Kobeck, der Leiter der Arnsberger Musikschule, bereichert als sein erster Gesangspädagoge das Klangregister seines fleißigen Schülers um vielfältig schillernde Farben. Wenn er singen konnte, war er frohen Mutes.

Die köstlich sorgenfreie Pennälerzeit weicht nach dem Schulabschluß dem sogenannten Ernst des Lebens. Sein Vater, gebürtiger Berliner und Bahnbeamter, lenkt mit pragmatischer Überzeugungskraft die Aufmerksamkeit des Sohnes auf die Inspektorenlaufbahn bei der Deutschen Bundesbahn. „Mach das, das ist was Sicheres“, heißt die logisch klingende Kurzformel seines gutgemeinten, von Versorgungsdenken geprägten Ratschlags. Er hat es gemacht – dreieinhalb Jahre lang. Danach stellte er selbstbewußt auf den Schienensträngen seiner Laufbahn die Weichen um in Richtung auf die Hochschule für Musik, an der er in Dortmund in 7 Semestern die klassische Opernschule absolvierte.

Im August 1963 ist ein Fernziel nahegerückt: Er wird zum Vorsingen ins Dortmunder Opernhaus bestellt und unterschreibt den ersten Engagementsvertrag. Als erste große Partie übertrug man ihm 1965 den Rocco in „Fidelio“. Inzwischen umfaßt sein Repertoire über 80 Opernrollen. Am liebsten singt und spielt er den Sarastro. Warum? – Das liegt wohl vor allem in der Rolle selbst begründet. Man wächst in ihr von Jahr zu Jahr. Man durchlebt in ihr einen künstlerischen Reifeprozeß für stimmliche und darstellerische Entfaltung.

Wichtig ist, an das zu glauben, was man singt. Das gilt genauso für die Interpretation auf der Opernbühne, als auch für die Darbietung volkstümlicher Titel, die er sehr gern zu Gehör bringt. Das tiefe C ist für ihn als Opernbassisten keine Schwierigkeit. Er ist sogenannter seriöser und tiefer Baß. Gesang soll für ihn nicht zum Selbstzweck werden, sondern er stellt ihn immer in den Dienst der szenischen Aufgabe. Deshalb wird ihm die Bezeichnung „Sängerdarsteller“ eher gerecht. Denn er ist bemüht, immer beides gleichrangig einzusetzen: Stimme und Darstellung der Rollenfigur.

In seiner nun über 40-jährigen Laufbahn hat er sich fast das ganze große Baßfach ersungen. Günter Wewel liegen bei seinen Rollen besonders die kontrastreichen Charaktere – wie z.B. der König Philipp II. in Verdi’s Oper „Don Carlos“, der Osmin in Mozart’s „Die Entführung aus dem Serail“ oder der Sarastro in der „Zauberflöte“, sowie der Rocco in Beethoven’s Oper „Fidelio“, dann der Falstaff in Nicolai’s „Die lustigen Weiber von Windsor“, der Daland in Wagner’s Oper „Der fliegende Holländer“, der Landgraf in „Tannhäuser“, der Hunding in der „Walküre“, der Fafner in „Rheingold“ und „Siegfried“ – um nur einige zu nennen.

Zu Günter Wewel’s Repertoire zählen aber auch Konzerte, Oratorien, Messen. Darüberhinaus macht er seit vielen Jahren laufend Produktionen bei fast allen deutschen Rundfunkanstalten sowie Radio France und Radio Hilversum. Er wirkte bei zahlreichen Schallplatteneinspielungen mit sowie bei über 100 Fernsehsendungen. 1989 übertrug ihm der Saarländische Rundfunk die Präsentation einer neuen ARD-Sendereihe als Sänger und Moderator, Titel: „Kein schöner Land“.

Seit der Chefdirigent des Südwestfunk-Rundfunkorchesters, Emmerich Smola, 1972 auf ihn aufmerksam wurde, leiht er in zahlreichen Rundfunkkonzerten den Rollen der seriösen Opern- bis zur Musical-Literatur seine Stimme. Gastspiele führten ihn u. a. an die Staatsoper München, nach Paris, Zürich, Berlin, Köln, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf, Salzburg, Straßburg, Warschau, Budapest und Belgrad. Er gastierte an insgesamt über 50 Opernhäusern.

Dr. K. Kutsch, der Verfasser des Sängerlexikons „Unvergängliche Stimmen“, berichtet über den Star-Bassisten: „Günter Wewel ist einer der wenigen, echten Bassi profundi, die wir heute haben. Seit 1963 tätig, hat er als Opern- wie als Konzert-Sänger in den Musik-Zentren in Europa und in aller Welt eine große Karriere entfaltet, die jetzt ihren Höhepunkt erreicht hat“.